30. Juni bis 13. August 2023
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Isabel Frey

© Michèle Pauty
Veranstaltungskategorie:

Folk-Revival, jiddische Volkslieder

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Sprache
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Bandname
Arbetlose senen mir – Mit jiddischen Revolutionsliedern durch die Pandemie
Act-Titel
Isabel Frey
Schlagworte
Folk-Revival, jiddische Volkslieder
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Michèle Pauty

Arbetlose senen mir – Mit jiddischen Revolutionsliedern durch die Pandemie

„Eyns, zvey, dray, fir, arbetlose senen mir.“ So beginnt der „Arbetlose Marsch“ des berühmten jiddischen Krakauer Liedermacher Mordechai Gebirtig. Was Gebirtig im frühen 20. Jahrhundert über die sozialen Missstände der Arbeitslosen schrieb, klingt heute in Zeiten der pandemiebedingten Massenarbeitslosigkeit genauso relevant. In diesem rund einstündigen Musikprogramm präsentiert die Wiener jiddische Sängerin Isabel Frey jiddische Revolutions- und Widerstandslieder, die auch zu den sozialen Missständen der Corona-Pandemie sprechen: Ob Arbeitslosigkeit, die Doppelbelastung von Frauen oder die miserablen Arbeitsbedingungen des Prekariats – die Themen jiddischer Revolutionslieder sind im Jahr 2022 hochaktuell. Mit einem intimen Zusammenspiel zwischen Gitarre und Stimme, umrahmt mit spannenden Anekdoten zum historischen Kontext der Lieder und Bezüge zur heutigen Politik, schafft die Sängerin eine ganz besondere Konzertatmosphäre im Zeichen der jiddischen revolutionären Tradition.

Die gebürtige Wienerin wuchs in einer säkulären jüdischen Familie auf. Während ihrer Suche nach einer säkularen und progressiven jüdischen Identität in der Diaspora stieß sie auf die Tradition und die Musik der jüdischen Arbeiter:innenbewegung. Seit Dezember 2018 tritt sie mit jiddischen Revolutionsliedern im In- und Ausland auf und begleitet sich dabei meistens selbst auf der Gitarre.

Die meisten Lieder stammen zwar aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, sprechen aber nach wie vor hochaktuelle Themen wie Ausbeutung, Migration oder die Unterdrückung von Frauen an. Ihr Repertoire umfasst auch teils sehr unbekannte jiddische Volkslieder, die sie anhand von Archivaufnahmen oder Transkriptionen neu arrangiert und manchmal auch nach- oder umdichtet. Darüber hinaus vertont die Künstlerin auch selbst moderne jiddische Poesie, und erweitert sowohl inhaltlich als auch musikalisch die Definition des klassischen Revolutionsliedes. Durch die Kombination ihrer glasklaren Stimme und den oft fließenden Gitarrenbegleitungen bekommen ihre Konzerte eine ganz intime Atmosphäre, die aber durch flottere Tanz- und Marschrhythmen durchaus auch aufgebrochen werden kann. Stilistisch kann die Musikerin zwischen Folk-Revival, Klezmer Musik, jiddischem Volkslied und Singer-Songwriter verortet werden.

Neben Konzerten auf internationalen Bühnen, wie z.B. beim KlezMORE Festival Wien, Bratislava oder dem Singera Festival in Warschau, ist sie auch immer wieder auf der Straße bei politischen Protesten zu hören. Besonders bekannt wurde sie durch ihre Version des anti-zaristischen Protestliedes „Daloy Politsey“, welches als Hymne der Wiener Donnerstagsdemos gegen die ÖVP-FPÖ-Regierung ausgerufen wurde. Damit trat sie am 18. Mai, 2019, am Tag nach dem Ibiza-Skandal bei der Kundgebung am Wiener Ballhausplatz vor rund 5000 Demonstrant*innen auf. Auch spielt Frey regelmäßig bei Kundgebungen und Benefizveranstaltungen in Solidarität mit Geflüchteten.

Im September 2020 brachte Isabel Frey ihr erstes Soloalbum „Millenial Bundist“ auf dem deutschen Folk-Label „Beste Unterhaltung“ heraus. Die aufgrund der Corona-Pandemie verschobene CD-Präsentation wurde im November 2021 im Rahmen des KlezMORE Festival Wien im Lorely Saal nachgeholt. Die CD bekam gute Resonanz in deutschsprachigen und internationalen Medien und unter anderem auch Beiträge auf Deutschlandfunk Kultur und auf der Sendung „Spielräumen“ auf Ö1. Isabel Frey gibt auch regelmäßig Interviews über ihre Gedanken zu jiddischer Musik, jüdischer Identität und Diaspora – ein Thema zu dem sie auch ihre Dissertation an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien schreibt.

Besetzung: Isabel Frey (Stimme, Gitarre)