Als Theaterkritiker verbringt Martin Thomas Pesl fast jeden Tag in einer Wiener Schauspielstätte und kennt sich bestens mit darstellender Kunst aus. Auch untertags arbeitet er mit Sprache: als Autor, Übersetzer, Sprecher und Kulturjournalist. Im Gespräch erklärt der Theaterkritiker, nach welchen Kriterien er die Beiträge für den Kultursommer Wien auswählt, warum er sich besonders auf inspirierende Zufallsbegegnungen freut und was er bis zur Festival-Eröffnung noch vor hat.
Martin Thomas Pesl: Das Genre Theater zeichnet sich dadurch aus, dass es für den Kultursommer am schwierigsten zu programmieren ist! Aber Scherz beiseite: Es ist wirklich herausfordernd, dass unter freiem Himmel ohne Wände, Lichtstimmungen und Bühnenbild das absolute Minimum übrig bleiben muss, das Theater ausmacht: die Menschen und ihr Schauspiel. Das schafft natürlich wiederum neue Möglichkeiten, neue Freiheiten.
Wenn die Projektbeschreibung verspricht, dass etwas erzählt wird, das ich so noch nicht gehört und gesehen habe, dann reizt es mich sofort, auf Zusagen zu klicken. Ein origineller Umgang mit den reduzierten technischen Gegebenheiten gefällt mir ebenfalls. Tatsächlich bin ich aber natürlich auch oft durch Praktisches eingeschränkt, zum Beispiel das Budget. Ich darf ja nicht zu viele Personen auf die Bühne lassen, sonst kann sich die Stadt Wien den Kultursommer 2023 nicht mehr leisten!
Auf Zufallsbegegnungen – zu sehen, wie ein Projekt aus „meinem“ Genre plötzlich direkt vor oder nach einem Musik- oder Kabarettprojekt auftaucht und wie daraus zufällig vielleicht eine inspirierende Geschichte entsteht.
Ich bin Theaterkritiker und somit fast jeden Abend im Theater. Als nächstes freue ich mich ganz besonders auf die Wiener Festwochen im Mai und Juni, die endlich wieder mit der gewohnten Festivaldichte und einem internationalen Programm stattfinden werden (hoffentlich).
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