Interview mit
Nadine Abena Cobbina

Dieser Sommer bringt elektrisierende Sounds

Als #raveoluzzerin, Kunstfigur „die Zuckerlkettenfrau“ sowie Awareness-Ansprechdame ist Nadine Abena Cobbina viel in der Wiener Clubkultur unterwegs und kennt sich bestens mit elektrisierenden Sounds aus. Dieses Jahr ist sie Teil des Künstlerischen Boards beim Kultursommer Wien. Im Gespräch erzählt die Kulturvermittlerin von ihrem Underground-Faible, ihrem Herz für Extremes und warum Feminismus und Diversität für sie unabdingbar sind.

Nadine Abena Cobbina, du gestaltest das Elektro-Programm für den Kultursommer Wien. Was zeichnet dein Genre aus?

Nadine Abena Cobbina: Elektronische und experimentelle Musik erzeugen in mir ein wahnsinniges Körpergefühl. Sie bringen mich zum Beben, Schweben, Tanzen, Stampfen, Nicken oder Zucken. Sie #elektrisieren und rufen in mir innere Stimmen hervor, die unbedingt ausbrechen wollen. Bei diesem Genre geht es darum, Dinge und Klänge neu zu entdecken, zu bearbeiten oder an die Grenzen zu bringen. Das kann mit Gesang funktionieren, präparierten geraten oder eben nur klassisch mit Synthesizers und Modularen. „Computermusik“ ist facettenreich. Oft kombiniert sie raue Töne, zerrende Verschnitte, verschiedene Orte oder Jahrzehnte, die zu einer neuartigen, komplexen Synergie verschmelzen. Wie hört sich ein rauschen an, wie schallend metallene Trommeln? Und wie kann dich ein Wassergeräusch zum Tanzen bringen? All jene Fragen und viele mehr bietet das Genre elektronische und experimentelle Musik, da sie alles und nichts sein kann. Genau das fasziniert mich und lässt mich mit ihr arbeiten und sie als Kulturvermittlerin an die Menschen bringen.

Nach welchen Kriterien wählst du Künstler:innen aus?

Wie erwähnt ist das Gefühl entscheidend. Die Auswahl entsteht eigentlich aus dem Affekt heraus und entschieden wird, ob ein Effekt entsteht. Ist die Musik zeitgemäß, neu, modern oder aufregend? Wird eine Message projiziert, etwas Außergewöhnliches, noch nicht Dagewesenes kreiert? Oder ist die Produktion massentauglich und bringt elektronische Musik an viele Menschen? Die Auswahl erfolgt hier nicht zwischen Entweder-oder. Ich versuche, sowohl mein Underground-Faible, mein Herz für Extremes, mein Need für Feminismus und Diversität als auch mein nostalgisches Gehör als Auswahlkriterien zu nutzen. Sobald der erste Ton erklingt wird einer meiner Reaktoren anspringen. Wenn nicht – dann stimmt da irgendwas noch nicht so ganz. 

Worauf freust du dich im Kultursommer Wien 2022?

Ich freu mich generell irrsinnig, dass der Kultursommer jetzt ein fixer Programmpunkt des Wiener Sommers ist. Genau dieser Zusammenschluss aus unterschiedlichen Kulturen, diese „Mischkulanz“ wie wir sind, ist, was auch Wien für mich definiert. Deshalb freu ich mich heuer wieder inspiriert zu werden, Neues zu entdecken und Lieblingsartist:innen von mir selbst buchen und erleben zu können. Ich hoffe, ich habe heuer mehr Zeit, mir Performances, Tanz und Zirkus anzusehen.
Wie überbrückst du die Zeit bis zur Eröffnung am 1. Juli?

Wie überbrückst du die Zeit bis zur Eröffnung am 1. Juli?

Da mein Terminkalender eh platzt, muss ich gar nicht so viel Zeit überbrücken. Ich bin Teil der queeren und artsy Veranstaltungsreihe „Gaze“, die beim Lighthouse Festival in Kroatien eine Party schmeißt und monatlich im Club PRST hostet. Das frisst viel Zeit. Ansonsten freue ich mich, dass das Fluc seine Wanne wieder aufsperrt und 20 Jahre feiert. Dort lege ich selbst am 1.Mai auf. Die Clubkultur in Wien hat ständig überall tolle Programme und Open Airs – wie im Usus am Wasser oder am Himmel & Wasser – auf solche Gartenfeste freue ich mich ebenso. Ansonsten werde ich herumflanieren und mich von der Musik anziehen lassen.